Finanzen

ICOs – Eine neue Form der Startup Finanzierung

Florian Fratzscher Von Florian Fratzscher
Überprüft durch Thomas Leidinger
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Egal wohin man schaut in den letzten Wochen und Monaten, Kryptowährung, Blockchain Technologie, Bitcoin und ICOs sind eines der heißesten Themen. Wir befinden uns in den Anfängen eines digitalen Goldrausches, der durchaus Parallelen zu den Entwicklungen um die Jahrtausendwende und der Dot.com „Blase“ aufweist. Seinerzeit wurden in die Aktien von neuen aufstrebenden Internetunternehmen in einer Art und Weise investiert, die nicht wirklich dem tatsächlichen Potential vieler dieser Start-Ups entsprach. Die Folge war ein gewaltiger Börsencrash, viel verbrannte Erde und Milliardenverluste.

Wiederholt sich die Geschichte?

Initial Coin Offering
Quelle: g0d4ather/Shutterstock.com

Fast zwei Jahrzehnte später stehen wir an einer ähnlichen Schwelle der technologischen Entwicklung. Die Blockchain Technologie hat eine vergleichbar einschneidende Kraft wie das Aufkommen des Internets und wird in ihrer Bedeutung von vielen Experten sogar als noch weitreichender angesehen.

Eine Vielzahl von Unternehmen und Institutionen hat es sich in den letzten Jahren zur Aufgabe gemacht, auf Grundlage der Blockchain Technologie althergebrachte zentrale Verwaltungs- und Transfersysteme neu zu erfinden und dezentral zu gestalten. Um ihre teilweise gewaltigen Vorhaben zu finanzieren haben sich mittlerweile sogenannte Initial Coin Offerings (ICO) als praktikable Methode etabliert. Hört sich erst einmal ein wenig abstrakt an, ist aber ein recht simpler Prozess.

Alles gar nicht so kompliziert

Die Blockchain Systeme nutzen in der Regel Coins oder Token, um die von ihnen bereitgestellten Leistungen bezahlen zu lassen. Das heißt: Möchte ich das Produkt / die Technologie eines Unternehmens nutzen, so muss ich mit dem jeweiligen Coin des Systems bezahlen. Ich zahle diese allerdings nicht einem zentralen Unternehmen, sondern den dezentral beteiligten Akteuren und Betreibern des Netzwerkes. Diese investieren in Computerhardware und Energie, um das Netzwerk reibungslos am Laufen zu halten. Interessant ist hierbei, dass Jedermann theoretisch an diesen Systemen teilhaben kann, wenn er bereit ist, in die Technologie zu investieren. Dies ist ein enormer Unterschied zu traditionellen Modellen, in denen es einen Hauptakteur gibt, der alle Gewinne einheimst.

Wir halten also fest, wir brauchen die Coins / Tokens des jeweiligen Blockchain Systems, um dessen Leistungen nutzen zu können. Die Anzahl der verfügbaren Coins / Tokens ist hierbei in der Regel begrenzt. Während einem ICO wird dann ein vorher festgelegter Anteil dieser Coins zum Erwerb angeboten. Investoren können somit in einer sehr frühen Phase der Unternehmensentwicklung investieren. Dies bietet ein unglaublich spannendes Potential, denn normalerweise sind Investitionen in einer solch frühen Phase der Unternehmens- und Produktentwicklung für eine Privatperson quasi unmöglich. Somit bekommen durch ein ICO auch kleinere Investoren die Möglichkeit in zukunftsträchtige Unternehmen und Technologien zu einem sehr frühen Zeitpunkt einzusteigen.

Das Risiko von ICOs ist enorm, die potentielle Rendite allerdings auch

Mann zeigt auf Button Risko bei ICOs
Quelle: MaximP/Shutterstock.com

Wichtig zu bemerken ist hierbei, dass man sich nicht wie bei Aktien Anteile des Unternehmens kauft, sondern vielmehr auf die Adaption der Technologie setzt und einem damit verbundenen Anstieg des Wertes der einzelnen Coins oder Tokens. Diese sind in diesem Rahmen eine Art Mischung von Vermögenswert, Finanzmittel und Technologie – eine Kombination, die es so noch nie gegeben hat.

Deshalb gestaltet sich eine genaue Einordnung in die veralteten zentralen Finanzsysteme als schwierig.

Das Risiko solcher Investitionen ist natürlich enorm. Aus der Vielzahl von Projekten, die auszuwählen, die tatsächlich Potential haben, erfolgreich zu sein, bedarf einer äußerst ausführlichen Recherche. So schaffen es wahrscheinlich nur weniger als 10% der Teams tatsächlich solide Produkte zu erschaffen, die den Wert einer anfänglichen Investitionen steigern können. Hat man dann aber basierend auf guter Recherche und Glück – so ehrlich muss man sein – in ein gutes Projekt investiert, so können sich fabelhafte Renditen von hunderten bis tausenden Prozent ergeben.

Es soll angemerkt sein, dass es sich bei den ICOs um hoch riskante und spekulative Projekte handelt und genauso wie im Rahmen des Dot.com – Crashes auch hier eine Vielzahl von Projekten im Sande verlaufen werden. Allerdings werden sich aus deren Asche Firmen, die Äquivalente zu Apple, Google und Amazon darstellen erheben. Diese Projekte schon jetzt ausfindig zu machen, ist hierbei die Aufgabe des findigen Investors.

Anm. des Autors: Es handelt sich hierbei natürlich nicht um eine Investitionsberatung. Es soll lediglich auf eine sehr spannende Technologie und Finanzentwicklung aufmerksam gemacht werden.

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Florian Fratzscher
Florian ist ein erfahrener Finanzexperte mit einem breiten Hintergrund in der Finanzbranche. Er hat einen Hintergrund in Wirtschaftswissenschaften und hat sich auf die Bereiche Makroökonomie, Finanzmärkte und Finanzpolitik spezialisiert. Er hat in verschiedenen Führungspositionen gearbeitet und hat umfangreiche Erfahrungen in der Entwicklung und Umsetzung von Finanz- und Wirtschaftspolitik gesammelt. Florian schreibt regelmäßig Beiträge für Online-Publikationen und ist auch aktiv in sozialen Medien, wo er seine Gedanken und Erfahrungen zu aktuellen Finanzthemen teilt.

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