Warum schreibe ich eigentlich seit nunmehr 5 Teilen diese Artikelreihe zum Thema Verkaufen auf Amazon, wenn ich doch auf der anderen Seite stets einen ortsunabhängigen Lifestyle proklamiere? Wie passt das zusammen? Was macht das für einen Sinn? Zugegeben, ich habe den alles entscheidenden Teil auch recht weit hinaus gezögert. Getreu dem Motto Das Beste kommt zum Schluss. Auch wenn heute zumindest noch nicht ganz Schluss ist, um das schonmal vorweg zu nehmen.
Wie kann es also sein, dass sich die Ortsunabhängigkeit und ein Business mit dem Verkauf physischer Waren miteinander vereinbaren lassen? Amazon ist nicht nur die bekannteste und größte Verkaufsplattform, sondern hat sich auch eins der krassesten und strukturiertesten Logistiknetzwerke aufgebaut und hat mittlerweile viele Jahren Erfahrung im Paketversand an Endkunden. Und von genau dieser Erfahrung kannst du profitieren, denn Amazon stellt dir als Händler mit dem FBA Programm (Fulfillment By Amazon) die gesamte Palette seiner Versandabwicklung zur Verfügung.
Wenn dir Lagerung und Versand von Produkten abgenommen werden, spart dir das nicht nur scheiß viel Zeit und Arbeit, sondern auch viel Geld. Während du bei einem eigenen Onlineshop viel für Werbung und Marketing ausgeben müsstest um an Kunden zu kommen, sind deine Produkte bei Amazon direkt für Millionen Menschen einsehbar, die gezielt nach etwas suchen. Menschen kommen ja bereits mit einer Kaufintention auf die Amazon Plattform. Und es ist wesentlich leichter, jemanden der sowieso etwas kaufen möchte dazu zu bewegen, dein Produkt zu kaufen, als wenn du jemanden der vielleicht gar nicht in Kaufstimmung ist auf einen eigenen Onlineshop zu lotsen.
Das Grundprinzip und die Abwicklung der Lagerung und des Versands durch Amazon sind dabei recht easy. Du schickst einfach deine Artikel komplett an ein Amazon Logistikcenter, bzw. lässt sie von deiner Warenbezugsquelle in deinem Namen an Amazon schicken. Diese werden dann im Versandlager eingescannt, in deinen Warenbestand gebucht, erscheinen danach auf dem Marktplatz und werden im Falle von Bestellungen direkt von dort aus verpackt und an den Käufer versendet. Auch den Kundenservice und das Retouren-Management hast du im Rahmen dieses Gesamtpakets von der Backe.
Die Buybox
Der wesentliche Vorteil von „Versand durch Amazon“ liegt aber nicht nur in der eingesparten Zeit und Mühe. Produkte, die von Amazon selber gelagert und versendet werden, erhalten auf dem Marktplatz eine gesonderte Behandlung und werden bevorzugt in der sogenannten Buybox angezeigt und grundsätzlich höher gelistet. Denn wenn die Ware direkt in Amazons Wohnzimmer liegt, wissen sie genau, dass Handling und Versand vollständig den eigenen strengen Maßstäben des Konzerns gemäß erfüllt werden.
Wahrscheinlich weißt du noch gar nicht, was die Amazon Buybox überhaupt ist, obwohl du sie sicher schon unzählige Male gesehen hast. Die Buybox ist das sogenannte Einkaufswagenfeld, also jenes Kästchen neben den Produktseiten bei Amazon, das den Button „In den Einkaufswagen“ enthält. Der Großteil der Kunden klickt einfach genau auf diese Schaltfläche, wenn er das Produkt kaufen möchte und schaut sich nicht erst die darunter gelisteten Links an, die ihn zu weiteren Anbietern führt, bei denen der Artikel alternativ ebenso gekauft werden kann. Vor diesem Hintergrund gehört es zu den ganz wichtigen Zielen jedes Amazon-Verkäufers, dass er in der berühmten Buybox angezeigt wird.
Um grundsätzlich in der Buybox auftauchen zu können, gibt es zwei Voraussetzungen. Zum einen muss man sich als Händler zunächst allgemein qualifizieren. Hierzu musst du seit mindestens 90 Tagen als Verkäufer angemeldet sein, bereits einige Verkäufe absolviert haben und sich dabei durch gute Bewertungen ausgezeichnet haben. Du wirst übrigens nicht aktiv von Amazon darüber informiert, wenn du die Qualifikation für die Buybox erreicht hast, wirst es aber anhand deines Umsatzanstiegs definitiv merken.
Wie du dir vorstellen kannst, konkurrieren bei vielen Produkten direkt eine ganze Reihe von Verkäufern um den Buybox-Status. Da hat man es mit einem eigenen Produkt natürlich einfacher, weil die Buybox dann einem selbst gehört. Als einziger Verkäufer des eigenen Produkts hat man ja keinen Konkurrenten, mit dem man sich das Produktlisting teilen müsste. Aber auch dann muss man sich allgemein von der Konkurrenz abheben. Amazon arbeitet mit einem weitgehend geheimen Algorithmus, der darüber entscheidet, welcher Händler im Einkaufswagenfeld angezeigt wird.
Eines der wichtigsten Kriterien wenn man Produkte verkauft, die auch andere vertreiben, ist natürlich der Preis. Allerdings genügt es meist nicht, einen Konkurrenten um ein paar Cent zu unterbieten, wenn nicht gleichzeitig auch Werte wie aktueller Lagerbestand, Kundenzufriedenheit oder Stornorate konkurrenzfähig sind. In der Praxis kannst du dich als Buybox-Besetzer spielend einfach gegen einen Anbieter durchsetzen, der einen Artikel zum selben Preis anbietet wie du, aber all seine Ware selbst von zuhause aus verschickt. Und das wirkt sich enorm auf dein Salesvolumen aus.
In Deutschland nutzen bisher verhältnismäßig wenige Verkäufer den FBA Service. Die einen weil sie einfach ungern Kontrolle aus der Hand geben und die anderen weil sie gar nicht davon wissen, bzw. sich nie ausreichend mit FBA auseinandergesetzt haben um einzusehen, wie enorm das Programm zum Wachstum deiner Geschäfte beitragen kann. Wenn jemand vielleicht schon seit etwa 10 Jahren Onlinehandel betreibt, dann hat diese Person schon ihr eigenes Fullfilment benötigt, bevor es FBA gab. Und dann sieht man keine Notwendigkeit, etwas daran zu ändern, auch wenn das definitiv ein Fehler ist. Und kann sich auch nicht vorstellen, dass es günstiger für einen sein kann, die ganze Arbeit jemand anderes machen zu lassen. Ist es aber meist.
Verkaufen du und jemand anderes einen x-beliebigen gleichen Artikel zu identischem Preis, erhält der per „Versand durch Amazon“ bereitgestellte Artikel den Vorzug für die Buybox. Außerdem wirst du sehr schnell merken, dass Kunden eher bereit sind, deinem Angebot zu vertrauen, wenn sie wissen, dass Abwicklung und Versand durch Amazon erfolgen. Dass das Bestellte bereits am nächsten Tag vor der Tür liegt, spielt natürlich auch mit eine Rolle und tut es immer mehr. Außerdem erhalten deine Kunden entsprechend behandelte Sendungen ab einem Warenwert in Höhe von 20,00 Euro grundsätzlich versandkostenfrei. Unabhängig davon, ob sie Prime Kunden sind oder nicht.
Einer der für mich aller wichtigsten Aspekte der für Fulfillment by Amazon spricht ist, dass sich Amazon selber um den Kundenservice und um das Retouren-Management kümmert, wenn Produkte von einem eigenen Logistikzentrum aus versendet werden.
Im Rahmen von „Versand durch Amazon“ können übrigens auch Produkte abgewickelt werden, die du über deinen eigenen Online-Shop verkaufst. Hierfür kannst du deren Multi Channel Versandlösung nutzen. Mehr Infos dazu hier.
Nicht so teuer wie du denkst
Das „Versand durch Amazon“ Programm ist schon so eine Art Rundum-Sorglos-Paket. Und da Qualität einfach ihren Preis hat, könnte man vermuten, dass die Kosten hierfür für viele Leute unerschwinglich sind. Natürlich lässt sich Amazon das Ganze auch vernünftig bezahlen, aber das Gebührenmodell selber ist transparent und setzt sich aus verschiedenen Kostenquellen zusammen. Du zahlst für die Lagerung, Auftragsbearbeitung, Kommissionierung und den Versand. Die genauen Kosten kannst du hier einsehen.
Hilfreich ist aber auch der FBA Calculator, der dir nach Eingabe deines Einkaufs- und Verkaufspreises, sowie den Maßen und des Gewichts deines Produkts eine Kostenaufstellung für den jeweiligen Artikel und letztendlich auch deinen Gewinn anzeigt.
Wie du siehst, sind die Versandkosten wirklich gering, was daran liegt dass Amazon aufgrund seines enormen Sendungsvolumens Sonderkonditionen mit seinen verpartnerten Versanddienstleistern hat. Ein Schuhkarton-großes Paket z.B. kostet mich bei der Post im Eigenversand 6,90€. Bei Amazon zahle ich dafür um die 3€. Wenn du dir vor Augen führst, welchen Aufwand du mit FBA sparst und was du dadurch alles für Vorteile genießt, lohnt es sich in jedem Fall. Und die Kosten sind weit niedriger, als sich die meisten Händler vorstellen, oder als was andere Fulfillment Anbieter berechnen, die nicht annähernd so geordnete Strukturen haben.
Aber am allerwichtigsten ist, dass es für einen ortsunabhängigen Lifestyle prädestiniert ist. Mit Handel von physischen Produkten lässt sich auf diese Weise weit schneller eine Lebensgrundlage für ein selbstbestimmtes Leben schaffen, als mit zum Beispiel Affiliate Marketing, Nischenseiten oder ähnlichen Verdienstmodellen.
Um zu erfahren, welche Artikel sich zum Verkauf auf Amazon eignen und wie du auf diese kommst, schau in Teil 6 rein.
Work smart, not hard.