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Worum handelt es sich bei einem Manufacturing Execution System (MES)?

Sebastian Rieche Von Sebastian Rieche
Überprüft durch Florian Fratzscher
Zuletzt bearbeitet am:

Die Grundlage für unser modernes Wirtschaftssystem ist eine hochautomatisierte Industrieproduktion. Für die Planung, Steuerung und Überwachung solcher Produktionsprozesse brauch es zuverlässige Programme, damit diese optimal laufen kann. Erfahren Sie, wie ein modernes Manufacturing Execution System dabei helfen kann, Produktionsprozesse zu optimieren und weiter zu vernetzen.

Manufacturing Execution System (MES) – das steckt dahinter

Moderne Produktionsabläufe sind nur so gut, wie sie geplant werden. Doch mindestens genauso wichtig ist es, überprüfen zu können, ob die ausgeführte Produktion auch tatsächlich den Planungen entspricht. Genau hierfür wird in modernen Produktionsprozessen ein sogenanntes Manufacturing Execution System (MES) genutzt. Durch den Einsatz eines MES wird jederzeit Transparenz innerhalb der Produktionshallen hergestellt, sodass anhand der abrufbaren Daten die Produktion fortlaufend überprüft und optimiert werden kann.

Das MES dient als Schnittstelle aller am Produktionsprozess beteiligter Maschinen und Unternehmensebenen. Früher mussten die Schichtführer in den einzelnen Produktionsbetrieben täglich längere Fußmärsche zurücklegen, um Daten einzelner Produktionsabschnitte aufzunehmen und an die entsprechenden Stellen weiterzuleiten. Dank des Einsatzes moderner Manufacturing Execution Systeme stehen die benötigten Daten heutzutage jederzeit und in Echtzeit bereit. Das MES dient damit auch als Schnittstelle zwischen der administrativen und der operativen Ebene.

Nahezu jeder Produktionsprozess wird heutzutage in modernen Unternehmen IT-gestützt geplant und ausgeführt. Oftmals kommen dabei allerdings isolierte Insellösungen zum Einsatz, sodass die einzelnen Teilsysteme nicht mit anderen Systemen kompatibel sind. Das führt zu einem deutlichen Mehraufwand, da die Mitarbeiter mitunter gezwungen sind, benötigte Daten mehrfach in verschiedene Systeme einzutragen. Gleichzeitig führt dieser manuelle Aufwand zu einer höheren Fehlerquote und Intransparenz.

Wozu dient ein MES?

Mit einem modernen MES können ERP-Systeme der Planungs- sowie der Produktionsebene digital miteinander verknüpft werden. Die Planung, Steuerung und Überwachung der Produktion können damit digital in Echtzeit erfolgen. Das MES sammelt an allen erforderlichen Stellen des Produktionsprozesses die benötigten Daten und stellt diese allen Beteiligten in Echtzeit zur Verfügung.

Ein modernes Manufacturing Execution System (MES) ist damit ein nahezu unverzichtbarer Bestandteil der digitalen Transformation hin zur Industrie 4.0 und damit in modernen Industrieunternehmen nicht wegzudenken. Es erleichtert nicht nur die Planung, Steuerung und Überwachung der Produktionsprozesse, sondern sorgt gleichzeitig für eine gesteigerte Transparenz im gesamten Prozessablauf. Dadurch können auch die Effizienz sowie die Wirtschaftlichkeit der Prozesse gesteigert werden.

Als transparente Schnittstelle aller produktionsrelevanten Daten können mit einem MES alle Schritte der innerbetrieblichen Wertschöpfungskette in Beziehung zueinander gesetzt werden. Somit lassen sich die einzelnen Prozesse immer weiter optimieren und gegebenenfalls auch die Automatisierung vorantreiben. Dadurch können sowohl die Effizienz als auch die Einhaltung der gewünschten Qualität und der Liefertreue gesteigert werden. Der damit geschaffene durchgängige, IT-gestützte Fluss an Daten und Informationen innerhalb des Unternehmens ermöglicht gleichzeitig die Reduzierung von Reaktionszeiten auf ungeplante Ereignisse.

Erforderliche Maßnahmen lassen sich daher schneller einleiten und auch Optimierungspotenziale können schneller erkannt und umgesetzt werden. Auch auf sich ändernde Präferenzen und Anforderungen der Kunden kann so schneller reagiert werden. In der Konsequenz kann die Summe der Vorteile, die ein modernes MES mit sich bringt, einen erheblichen strategischen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Marktteilnehmern bringen.

Die wesentlichen Aufgaben und Vorteile eines MES

Bei einem Manufacturing Execution System handelt es sich um eine Software für die effiziente Erfassung von Betriebs- und Maschinendaten innerhalb eines Unternehmens. Fertigungsabläufe können auf dieser Grundlage optimal und effektiv geplant, gesteuert, überwacht und jederzeit optimiert werden. Die Nutzung eines MES bietet daher wesentliche Vorteile, insbesondere:

  • Verbesserte Transparenz
  • Verringerung von Rüst- und Stillstandzeiten
  • Hohe Qualitäts- und Liefertreue
  • Minimierung von Ausschuss
  • Optimierte Auslastung des Maschinenparks
  • Verbesserte Qualitätssicherung
  • Effiziente Personaleinsatzplanung
  • Ressourcenschonendes Energiemanagement.

Die erfassten Daten stehen dabei jeder am Prozess beteiligten Ebene in Echtzeit zur Verfügung und können weltweit abgerufen werden.

5 Tipps zur Einführung eines MES

Im Zuge der digitalen Transformation innerhalb eines Industrieunternehmens ist die Einführung eines effizienten Manufacturing Management Systems heutzutage nahezu unverzichtbar. Das Ziel dabei besteht in der Digitalisierung und Optimierung der einzelnen Produktionsprozesse sowie der gesamten Wertschöpfungskette. Folgende Tipps helfen dabei, die Einführung eines MES optimal gestalten zu können.

Tipp 1: Die Wahl des richtigen MES

Nicht jedes Manufacturing Execution System (MES) ist gleich. Schon bei der Auswahl der zu nutzenden Software ist daher darauf zu achten, dass das gewünschte Programm auch alle relevanten MES-Funktionsmodule enthält. Neben den reinen Softwaremodulen für die Produktionsplanung und -steuerung sollten diese auch entsprechende Module enthalten für:

  • Instandhaltung
  • Qualitätssicherung
  • Lager und Logistik.

Im Optimalfall ist das MES modular aufgebaut. Das erlaubt es, genau die Module des Fertigungsmanagements abzudecken, die benötigt werden. Außerdem ist so auch eine zeitversetzte Einführung des MES in verschiedenen Abteilungen möglich, indem weitere Module auch später ergänzt werden können.

Tipp 2: Schritt für Schritt und das große Ganze im Blick

Die Einführung eines MES innerhalb eines Unternehmens bedeutet oft nicht weniger als die komplette Umstellung bisheriger Arbeitsabläufe und Prozesse. Genau aus diesem Grund sollte bei der Planung der Einführung eines MES stets das große Ganze im Blick behalten und Schritt für Schritt vorgegangen werden. Um den Optimierungsprozess in Gang zu bringen, sollte daher zunächst die OEE-Kennzahl (OEE = Overall Equipment Efficiency = Gesamtanlageneffizienz) erhoben werden.

Anschließend kann mit der Integration der ersten Maschinen und Produktionsprozesse in das MES begonnen werden. Erst wenn die ersten Maschinen vollständig in das neue MES integriert sind, erfolgt der Roll-out auf weitere Teile der Fertigung. Wichtig ist dabei immer, dass alle Beteiligten von Beginn an mitgenommen werden und eine klare Aufgabenaufteilung erfolgt.

Tipp 3: Größte Schmerzpunkte zuerst optimieren

Ein modular aufgebautes MES lässt sich nach dem Baukasten-Prinzip auf die individuellen Bedürfnisse angepasst zusammenstellen. Dadurch ermöglicht es auch, dass die Optimierung der Prozesse an den Punkten gestartet werden kann, an denen es am nötigsten ist. Wichtig ist, dass die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der betroffenen Arbeitsplätze von Beginn an mit ins Boot geholt werden.

So können diese frühzeitig von den Vorteilen des neuen Systems überzeugt werden. Mögliche Vorbehalte gegenüber Veränderungen innerhalb der Belegschaft sollten ebenfalls frühzeitig aufgegriffen werden, um die Akzeptanz des neuen Systems zu fördern.

Tipp 4: Offenheit von Beginn an

Neben den Mitarbeitern, welche schlussendlich das MES und die Maschinen bedienen, sollten von Beginn an auch alle anderen Beteiligten offen in das Projekt mit eingebunden werden. Dazu gehören nicht nur die ausführenden Mitarbeiter, sondern auch:

  • Produktionsleiter und Produktionsplaner
  • IT-Abteilung
  • Qualitätsmanagement
  • Instandhaltung
  • Lager und Logistik.

Das MES versteht sich als abteilungsübergreifendes System, welches allen Prozessbeteiligten die Arbeit vereinfachen soll. Dementsprechend sollten auch alle Beteiligten frühzeitig in die Projektplanung und -durchführung mit eingebunden werden. Mögliche Ängste, Sorgen und Bedenken können so frühzeitig aus dem Weg geräumt werden.

Tipp 5: Betriebsrat mit einbeziehen

Die Einführung eines MES bedeutet in den meisten Fällen für alle Beteiligten eine Umstellung in den zukünftigen Arbeitsabläufen. Dementsprechend sollte auch der Betriebsrat frühzeitig in den Umstellungsprozess eingebunden werden. Das gilt im Besonderen, wenn im Zuge der MES-Einführung der Umgang mit der Erfassung und Weitergabe personenbezogener Daten neu geregelt werden muss.

Auch die Regelung flexibler Arbeitszeitmodelle bedarf der Zustimmung des Betriebsrates. Wer den Betriebsrat frühzeitig von den Vorteilen des Projekts überzeugen kann, schafft eine gute Grundlage für eine hohe Akzeptanz bei der Belegschaft.

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Sebastian Rieche
Sebastian Rieche ist ein erfahrener Technologie-Experte mit einem breiten Hintergrund in der IT-Branche. Er hat einen Hintergrund in Informatik und hat sich auf die Bereiche Softwareentwicklung, Cloud-Technologien und Datenanalyse spezialisiert. Er hat mehrere Jahre in leitenden Positionen bei großen Technologieunternehmen gearbeitet und hat umfangreiche Erfahrungen in der Entwicklung und Umsetzung von erfolgreichen IT-Projekten gesammelt.

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