Management

Laissez-faire-Führungsstil – unter bestimmten Voraussetzungen sinnvoll

M. Rosenhein Von M. Rosenhein
Überprüft durch Joel Burghardt
Zuletzt bearbeitet am:

Kurz zusammengefasst:

  • Der Laissez-faire-Führungsstil ist ein Führungsstil, bei dem die Führungskraft ihre Mitarbeiter größtmögliche Freiheit und Selbstbestimmung hat.
  • Dieser Führungsstil wird häufig als eine passiv-liberale Art der Führung beschrieben, bei der die Führungskraft keine direkte Kontrolle über die Arbeit ihrer Mitarbeiter hat.
  • Der Laissez-faire-Führungsstil kann dazu beitragen, dass die Mitarbeiter motiviert und engagiert sind, allerdings kann es auch zu mangelnder Leistung und Unsicherheit führen, wenn die Führungskraft nicht genug Unterstützung und Richtung bietet.

Die Mitarbeiterführung spielt eine wesentliche Rolle im Unternehmen und entscheidet darüber, wie gut ein Team zusammenarbeitet, ob es erstklassige Leistungen zeigt oder eher wenig Motivation aufbringen kann. Früher war der autoritäre Führungsstil weitverbreitet. Er steht für klar definierte Verantwortungsbereiche und Regeln. Da sich Führungsstile stetig weiterentwickeln, ist der autoritäre Stil in vielen Branchen nicht mehr zeitgemäß. Moderne oder kreative Unternehmen werden heutzutage viel lieber im Laissez-faire-Führungsstil geführt.

Führen ohne Führung – einfach machen lassen

Führungsstil Grafik der Überlappungen
Quelle: Kheng Guan Toh/Shutterstock.com

Eine der zentralen Fragen in Unternehmen ist, die richtige Mitarbeiterführung. Da Menschen Individuen sind, möchten sie sich auch als solche behandelt wissen. Aber wie werden sie am besten geführt, um sie gezielt zu steuern und Einfluss auf ihr Verhalten zu nehmen? Müssen sie überhaupt gezielt gesteuert werden?

Beim Führen sollte nicht versucht werden den freie Wille des Menschen zu kontrolliert. Vielmehr sollte eine Führungskraft seinen Mitarbeitern unterstützend zur Seite stehen. Dies muss natürlich im Hinblick auf den Erfolg des Unternehmens und zum Vorteil der jeweiligen Mitarbeiter geschehen. Früher, als die Menschen ohne Arbeitnehmerrechte arbeiten mussten, durften die Vorgesetzten nach ihrem eigenen Gutdünken Aufgaben anordnen. Wer sie infrage stellte, war seinen Job schnell wieder los.

Heute wird eine Unternehmensleitung durch Betriebsräte und das Arbeitsrecht daran gehindert, sich zu willkürlich über die einzelnen Interessen der Mitarbeiter des Unternehmens hinwegzusetzen. Außerdem setzt sich immer mehr die Erkenntnis durch, dass eine Organisation nur davon profitieren kann, wenn sie ihre Mitarbeiter nicht als mündige Menschen betrachtet und sie aktiv in Entscheidungen mit einbezieht. Immer mehr Unternehmen wenden deshalb je nach Situation den Laissez-faire-Stil an. Laissez-faire bedeutet so viel wie „einfach machen lassen“ oder „einfach laufen lassen“.

Laissez-faire-Führungsstil – das Gegenteil von autoritärem Führen

Der Laissez-faire-Führungsstil ist das exakte Gegenteil des autoritären Führungsstiles. Beim autoritären Stil wird den Mitarbeitern völlige Passivität verordnet, während sich der Laissez-faire-Führungsstil durch eine passive Haltung der Führungskraft auszeichnet. Das bedeutet, dass in diesem Fall die Mitarbeiter größtmögliche Handlungsfreiheit haben. Sie können ihren Arbeitsplatz und ihre Arbeit selbst gestalten. Die Mitarbeiterteams kontrollieren sich selbst anstatt von dem Manager oder Teamleiter kontrolliert zu werden. Es gibt keine Regeln. Das bedeutet jedoch auch, dass die Führungskraft bei Problemen nicht unterstützend zur Seite steht. So vorteilhaft, wie dieser Führungsstil auch sein mag, natürlich bringt er auch einige Nachteile mit sich.

Laissez fairer Fuehrungsstil INFOGRAPHIC
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Vorteile des Laissez-faire-Führungsstils

Die Vorteile dieses Führungsstils liegen klar auf der Hand: Die Mitarbeiter können selbstbestimmend und frei arbeiten. Dabei erhalten sie die Möglichkeit ihre persönlichen Stärken einzubringen, was ihre Kreativität fördert. Aufgrund der hohen Selbstbestimmung werden Lösungen selbstständig und effektiv erarbeitet. Die Motivation der Mitarbeiter kann durch ihre große Verantwortung unter gewissen Umständen zu einer Leistungssteigerung führen. Außerdem gibt es keine Hierarchien.

Nachteile des Laissez-faire-Führungsstils

Da das Feedback des Vorgesetzten fehlt, lassen irgendwann Leistung und Motivation nach. Zudem kann der Laissez-faire-Führungsstil zu einer abnehmenden Disziplin im Unternehmen beitragen und kann dazu führen, dass Ziele nicht rechtzeitig erreicht werden können. Auch besteht die Gefahr, dass Mitarbeiter die angebotenen Freiheiten des Unternehmens ausnutzen. So wie Mitarbeiter häufig unter einem autoritären Führungsstil erkranken, da sie sich unter Druck gesetzt fühlen, kann die hohe Verantwortung der Mitarbeiter zur Dauerbelastung beim Laissez-faire-Führungsstil werden und damit auch zu Krankheiten führen. Darüber hinaus kann eine eigenverantwortliche Arbeitsweise zu Planlosigkeit mutieren, die chaotische Zustände hervorruft. Nicht jeder Mensch ist es gewohnt, eigenverantwortlich zu arbeiten.

Häufig nimmt in größeren Teams aufgrund von gruppendynamischen Prozessen der Wunsch nach einer Führungspersönlichkeit zu. Das kann zuweilen zu Rivalitäten unter den Mitarbeitern sowie zur Ausgrenzung einzelner Personen führen.

Der Laissez-faire-Führungsstil im Arbeitsalltag

Mitarbeiter arbeitet selbständig
Quelle: Antonio Guillem/Shutterstock.com

Im Arbeitsalltag fehlen exakte Vorgaben durch die Führungsperson. Es liegt in der Verantwortung der Mitarbeiter, Informationen eigenständig an alle anderen weiterzuleiten. Im Idealzustand läuft dieser Vorgang reibungslos ab. Allerdings kann es unter Kollegen immer einmal Spannungen geben, sodass die Weitergabe von Informationen sehr willkürlich erfolgt und damit die normalen Abläufe in der Informationsübermittlung und Kommunikation behindert werden. Daraus können sich sehr ungünstige Dynamiken entwickeln und verfestigen, da es keine Führungsperson gibt, die dafür sorgt, dass dies nicht geschieht. In der täglichen Arbeit können sich somit die Betriebsabläufe verzögern. Außerdem kann Mobbing von Außenseitern auftreten, da Fehlverhalten aufgrund der fehlenden Kontrolle der Mitarbeiter nicht sanktioniert wird.

Anwendungsbereiche des Laissez-faire-Führungsstils

Der Laissez-faire-Führungsstil ist meist in Branchen zu finden, in denen kreativ gearbeitet wird, zum Beispiel in der Werbe- und PR-Branche sowie in künstlerischen Bereichen. Dieser Führungsstil lässt sich dort ausleben, wo es ausschließlich um eigenständiges Handeln und kreatives Denken geht. Die Freiheiten des Laissez-faire-Führungsstils sorgen dafür, dass Mitarbeiter kreative Ideen entwickeln können und selbstbestimmt arbeiten. Das kann zu guten Arbeitsergebnissen führen. Außerdem könnte bei kreativen Start-up-Unternehmen eine streng hierarchische Führung Kreativität und Innovation schnell im Keim ersticken.

Ein Laissez-faire-Führungsstil kann aber nur funktionieren, wenn die Mitarbeiter eigenständiges Arbeiten gewohnt sind, die notwendige Disziplin aufbringen und sich selbstständig organisieren können.

Gewerkschaften sind ein typisches Beispiel. Hier müssen sich die Mitarbeiter selbst organisieren und es gibt keinen Vorgesetzten, der in irgendeiner Form Kontrolle ausübt. Es werden nur Ergebnisse ausgetauscht. Es gibt aber auch Berufsfelder, wie zum Beispiel Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst und Militär, in denen der Laissez-faire-Führungsstil keine Anwendung finden darf, da er hier sehr kontraproduktiv wäre. Hier muss jeder wissen, was er zu tun hat. Es muss in Notsituationen jeder Handgriff sitzen. Hier ist einfach kein Spielraum für Kreativität.

Ist der Laissez-faire-Führungsstil wirklich der beste Weg, Mitarbeiter zu führen?

Fragezeichen
Quelle: Brian A Jackson/Shutterstock.com

Angesichts der vielen Freiheiten und der vielversprechenden Vorteile dieses Führungsstils könnte man meinen, dass er grundsätzlich der beste Weg der Mitarbeiterführung ist. Dem ist jedoch nicht so!

Aus den Iowa-Studien aus den Jahren 1937 und 1938, die heute als historischer Ausgangspunkt der gesamten empirischen Führungsforschung gelten, geht hervor, dass der Laissez-faire-Führungsstil eher als Nebenprodukt entstand, als die Führung von Jugendlichen entglitt. Dabei konnte Kurt Lewin beobachten, dass die Gruppen unter Laissez-faire-Bedingungen unzufriedener und weniger leistungseffizient als unter demokratischen Bedingungen waren. Außerdem waren sie schlechter organisiert, frustrierter, entmutigter und zeigten aggressiveres Verhalten als andere Gruppen. Bei Lewin’s Forschungen stellte sich heraus, dass der kooperative, demokratische Führungsstil dem Laissez-faire-Führungsstil weitaus überlegen ist, auch wenn Laissez-faire alle möglichen Freiheiten verspricht. Ob diese Ergebnisse heute immer noch zutrefffen, ist eine andere Frage. Dennoch denke ich, dass der goldene Mittelweg beim Führungsstil in den meisten Unternehmen ein guter Ansatz ist.

Was halten Sie davon, Mitarbeiter laissez-faire zu führen? Meinen Sie auch, dass diese Art zu führen in kreativen Unternehmen sinnvoll ist?

Hier gelangen Sie zur Übersicht wichtiger Führungsstile mit Merkmalen und den Unterschieden

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M. Rosenhein
Marie Rosenhein ist eine erfahrene Management-Expertin mit einer breiten Erfahrung in verschiedenen Branchen. Sie hat einen Hintergrund in Wirtschaftswissenschaften und hat sich auf die Bereiche Strategieentwicklung, Prozessoptimierung und Change Management spezialisiert. Sie hat mehrere Jahre in leitenden Positionen in großen Unternehmen verbracht und hat umfangreiche Erfahrungen in der Umsetzung von erfolgreichen Managementprojekten gesammelt. Marie ist eine gefragte Rednerin auf Konferenzen und Veranstaltungen und teilt gerne ihr Wissen und ihre Erfahrungen mit anderen. Sie schreibt regelmäßig Beiträge für Fachzeitschriften und Online-Publikationen und ist auch aktiv in sozialen Medien, wo sie ihre Gedanken und Erfahrungen zu aktuellen Managementthemen teilt. In ihrer Freizeit hat Marie eine Leidenschaft für Reisen und Kultur. Sie genießt es, neue Orte und Kulturen zu entdecken und sammelt gerne Erinnerungen und Eindrücke von ihren Reisen. Sie ist auch eine begeisterte Leserin und verbringt gerne Zeit damit, sich in Büchern zu verlieren.

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