Management

Partizipativer Führungsstil: Hohe Führungskompetenz gefordert

Sylvia Haendschke Von Sylvia Haendschke
Überprüft durch Joel Burghardt
Zuletzt bearbeitet am:

Kurz zusammengefasst:

  • Partizipativer Führungsstil bezieht die Mitarbeiter in die Entscheidungsfindung ein, indem sie ihre Meinungen, Ideen und Vorschläge einbringen können.
  • Dieser Führungsstil fördert die Motivation und die Zufriedenheit der Mitarbeiter, da sie das Gefühl haben, dass ihre Beiträge wertgeschätzt werden.
  • Partizipative Führung kann die Qualität der Entscheidungen verbessern, da mehrere Perspektiven und Erfahrungen berücksichtigt werden.
  • Ein Nachteil des partizipativen Führungsstils kann eine längere Entscheidungsfindungszeit sein, da mehr Zeit für die Beteiligung der Mitarbeiter und die Berücksichtigung ihrer Meinungen erforderlich ist.

Der partizipative Führungsstil besitzt ähnliche Eigenschaften wie der kooperative Führungsstil. Das Wort Partizipation stammt aus dem Lateinischen und heißt übersetzt Mitwirkung oder Teilhabe. Das bedeutet, der Führungsstil ermöglicht den Mitarbeitern, ihre eigenen Lösungsvorschläge und Ideen mit in den Unternehmensablauf einzubringen. Daher ist er für qualifizierte Mitarbeiter sehr empfehlenswert. Allerdings erfordert er von einer Führungskraft hohe Kompetenz in der Führung.

Wesentliche Merkmale des partizipativen Führungsstils

Beim partizipativen Führungsstil können Mitarbeiter Vorschläge selbst entwickeln. Die Meinung des Vorgesetzten hat jedoch ein deutliches Gewicht. So kann er nach gemeinsam diskutierten Lösungen das Zünglein an der Waage sein. Doch jeder Mitarbeiter kann sein Wissen und seine Interessen im Entscheidungsprozess einfließen lassen und somit auf die Entscheidung Einfluss nehmen. Hierbei wird vorausgesetzt, dass die Mitarbeiter die Bereitschaft besitzen, Verantwortung zu übernehmen. Sie sollten mittels persönlicher Leistung zum Erfolg der Firma beitragen und kosten- und zielorientiert handeln. Parallel dazu sollte die Führungskraft imstande sein, sich zurückzunehmen.

Die Hierarchie ist beim partizipativen Führungsstil nicht sehr groß. Hier wird der einzelne Mitarbeiter stärker in das Unternehmen integriert, ähnlich wie beim kooperativen Führungsstil. Besonders empfehlenswert ist dieser Führungsstil für fachlich sehr qualifizierte Mitarbeiter. Zum Beispiel gibt es in medizinischen oder technischen Bereichen häufig Situationen, in denen der Vorgesetzte selbst keine fachliche Entscheidungsbefugnis oder Kompetenz besitzt, aber trotzdem die Verantwortung innehat.

Partizipativ Fuehrungsstil INFOGRAPHIC

Vorteile

Beim partizipativen Führungsstil wird der einzelne Mitarbeiter selbstbewusster, da er bei Entscheidungen mitwirken darf. Er ist nicht abhängig von der Führungskraft, sondern vielmehr entwickelt sich ein Gefühl in ihm, dass er und die Führungskraft aufeinander angewiesen sind. Da er für eine Aufgabe verantwortlich ist, fühlt sich der Mitarbeiter nicht wie ein austauschbarer Funktionsträger.

Die Organisationsstruktur beim partizipativen Führungsstil beinhaltet vertikal organisierte Arbeitsgruppen, in denen eine kollegiale Zusammenarbeit unter Experten vordergründig ist, sodass es zu einer tendenziellen Leistungssteigerung kommt.

  • bringt Interessen des Unternehmens und die Interessen der Mitarbeiter besser in Einklang
  • Vermeidung von unnötigen Konflikten
  • durch das Einbinden der Mitarbeiter kaum Widerstand gegen Veränderungen vorhanden
  • hohe Bereitschaft der Mitarbeiter für Weiterbildung

Nachteile und Risiken

partizipativer Führungsstil - Balanceakt für Manager Quelle: ra2studio/Shutterstock.com

Dieser Führungsstil stellt für eine Führungskraft meist eine Gratwanderung dar und erfordert eine hohe Führungskompetenz. Eine Mitarbeiterbeteiligung ist zwar gewollt und auch wichtig, aber eine zu hohe Beteiligung kann einen Mangel an Leistungsbereitschaft hervorrufen. Ebenso können dringende Aufträge oder Routineaufgaben Vernachlässigung erfahren, wenn die Mitarbeiter zu sehr gefordert werden, um eigene Lösungsvorschläge und Ideen zu entwickeln. Zu wenig Partizipation kann wiederum einen Mangel an Lust auf Verantwortung zur Folge haben.  

Partizipativer Führungsstil vs. Laissez-faire-Führungsstil 

Der Laissez-faire-Führungsstil zeichnet sich durch eine passive Haltung der Führungskraft aus, während beim partizipativen Führungsstil zwar die Mitarbeiter mit einbezogen werden, die Führungskraft aber immer noch das Zünglein an der Waage ist. Das Mitspracherecht in einer mit partizipativem Führungsstil geführten Firma macht die Mitarbeiter selbstbewusster. In einem Unternehmen mit Laissez-faire-Führungsstil haben sie jedoch größere Handlungsfreiheit und können ihren Arbeitsplatz und ihre Arbeit nach ihren eigenen Ideen gestalten. Sie kontrollieren sich innerhalb von Mitarbeiterteams selbst, ohne irgendwelche Regeln aufzustellen. Allerdings steht die Führungskraft nicht zur Seite, wenn es einmal Probleme gibt. Dafür erhalten sie die Möglichkeit, ihre Kreativität zu fördern, indem sie ihre Stärken mit einbringen. Durch die hohe Selbstbestimmung werden Lösungen effektiv und selbstständig erarbeitet. Während es beim partizipativen Führungsstil eine vertikale Hierarchie gibt, ist beim Laissez-faire-Führungsstil überhaupt keine vorhanden.

Durch die eigene Verantwortung kann bei beiden Führungsstilen die Motivation der Mitarbeiter steigen und zu einem Leistungsanstieg führen. Da jedoch beim Laissez-faire-Führungsstil das Feedback des Vorgesetzten fehlt, lässt irgendwann die Motivation nach und folglich auch die Leistung. Beim partizipativen Führungsstil ist Feedback vorhanden und bei Motivationsabfall kann die Führungskraft noch regulierend eingreifen, indem sie dafür sorgt, dass es einen Motivationsschub gibt.

Beim Laissez-faire-Führungsstil liegt die Informationsweitergabe in der Verantwortung der Mitarbeiter. Idealerweise verläuft dieser Vorgang reibungslos. Aber es kann auch zu einer Stagnation kommen, sobald es Spannungen unter den Kollegen gibt. Da sich die Führungskraft so weit wie möglich aus allem heraushält, kann das die Betriebsabläufe erheblich verzögern. Beim partizipativen Führungsstil liegt nicht alles in der Verantwortung der Mitarbeiter. Hier gibt es eher eine Art Vernetzung der Funktionen. 

Partizipativer Führungsstil vs. autoritärer Führungsstil  

Perpeto Mobile mit Führungseigenschaften Quelle: Black Jack/Shutterstock.com

Wenn es darum geht, eine wichtige Entscheidung schnell treffen zu müssen, dann scheint der autoritäre Führungsstil sinnvoll. Manchmal gibt es schließlich Situationen, in denen entschlossenes, schnelles Handeln unabdingbar ist. Doch bei diesem Führungsstil haben Mitarbeiter niemals Mitspracherecht, auch wenn es um einfache und nicht so wichtige Entscheidungen geht, während die Mitarbeiter beim partizipativen Führungsstil eigene Lösungsvorschläge und Ideen einbringen können.

Beim autoritären Führungsstil sind die Zuständigkeitsbereiche eindeutig geregelt. Es ist keine Kompetenzabklärung notwendig, da Klarheit herrscht und sich alle Mitarbeiter an die Anweisungen der Führungskraft halten müssen. Dabei fühlen sich die Mitarbeiter aber nicht so richtig in das Unternehmen integriert. Beim partizipativen Führungsstil verhält es sich anders. Durch die teilweise Verantwortung der Mitarbeiter können die Interessen des Unternehmens mit den Interessen der Mitarbeiter besser in Einklang gebracht werden.   

Partizipativer Führungsstil vs. patriarchalischer Führungsstil  

Im Gegensatz zum partizipativen Führungsstil, bei dem sich die Mitarbeiter mit Ideen und Lösungsvorschlägen für Entscheidungen einbringen können, trägt die Führungskraft beim patriarchalischen Führungsstil die alleinige Entscheidungsgewalt. Dennoch fühlt sich die Führungskraft dem Wohl des Unternehmens und der Mitarbeiter besonders verpflichtet. Deshalb versucht sie, ihre Angestellten (meist Familienmitglieder) von ihren Entscheidungen zu überzeugen.

Während der partizipative Führungsstil in Unternehmen mit Spezialisten von Vorteil ist, kann ein patriarchalischer Führungsstil bei Mitarbeitern, die nicht über das notwendige Wissen verfügen, sinnvoll sein. Beim patriarchalischen Führungsstil sieht der Vorgesetzte seine Untergebenen als schutzbedürftig an. Deshalb gibt er ihnen eine gewisse Ordnung vor und ermahnt sie immerwährend zur Disziplin. Ein Mitspracherecht der Untergebenen ist hier nicht vorgesehen. 

Führt in einem gewissen Maße zur Leistungssteigerung  

Da eine kollegiale Kooperation der Experten in vertikal organisierten Arbeitsgruppen im Vordergrund steht, kommt es zu qualifizierten Leistungen und einer Leistungssteigerung. Durch Mitbestimmungsrecht und Selbstkontrolle handeln die Mitarbeiter selbstbewusster. Dadurch, dass sie mit in das Unternehmen integriert werden, können sie sich besser mit ihm identifizieren und möchten sich innovativ weiterbilden.

Fazit zum partizipativen Führungsstil

Der partizipative Führungsstil, auch bekannt als demokratischer Führungsstil, beinhaltet, dass der Führer die Mitarbeiter aktiv an der Entscheidungsfindung und Problemlösung beteiligt. Dieser Führungsstil ermöglicht es den Mitarbeitern, ihre Kenntnisse, Fähigkeiten und Erfahrungen einzubringen und sich aktiv an der Gestaltung des Arbeitsumfelds und der Ziele zu beteiligen. Der Führer fungiert hierbei als Moderator und Coach und gibt den Mitarbeitern die Freiheit, ihre Ideen zu äußern und zu diskutieren. Der partizipative Führungsstil fördert die Motivation, die Zufriedenheit und die Loyalität der Mitarbeiter und kann zu einer höheren Leistung und besseren Ergebnissen führen. Es ist jedoch zu beachten, dass dieser Führungsstil Zeit und Ressourcen erfordert und möglicherweise länger dauert, um Entscheidungen zu treffen.

Es ist wichtig zu erwähnen, dass ein partizipativer Führungsstil nicht in jeder Situation die beste Wahl ist, und manchmal ist es besser, einen anderen Führungsstil anzuwenden, je nach dem Kontext und dem Team, mit dem man arbeitet.

Was halten Sie vom partizipativen Führungsstil? Ist er zeitgemäß? Haben Sie schon Erfahrungen damit sammeln können?

Hier gelangen Sie zur Übersicht wichtiger Führungsstile mit Merkmalen und den Unterschieden

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Sylvia Haendschke
Sylvia Haendschke ist eine Autorin mit Managementhintergrund. Sie verfügt über langjährige Erfahrung in verschiedenen Führungspositionen und hat sich auf die Bereiche Change-Management, Leadership und Personalentwicklung spezialisiert. Als Autorin veröffentlicht sie regelmäßig Fachbücher und Artikel zu diesen Themen und teilt ihre Expertise in Workshops und Vorträgen.

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