Kurz zusammengefasst:
- Der bürokratische Führungsstil ist geprägt von formalen Prozessen und Regeln, die strikt eingehalten werden.
- Dieser Führungsstil ist gekennzeichnet durch eine hierarchische Struktur und klare Entscheidungsprozesse.
- Ein bürokratischer Führungsstil eignet sich besonders für Unternehmen, die eine hohe Stabilität und Kontinuität benötigen.
Die bürokratische Führung ist durch eine fachliche Kompetenz von Instanzen mit präzisen Beschreibungen der Verwaltungsabläufe gekennzeichnet. In seine Hierarchie werden alle Ränge von oben nach unten integriert. Im folgenden Artikel erfahren Sie alles über das Wesen, die Vor- und Nachteile des bürokratischen Führungsstils und wie er sich von anderen Stilen unterscheidet.
Das Wesen der bürokratischen Führung
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Bürokratische Führung orientiert sich an strickten Regeln und Vorgaben und findet häufig in Ämtern und Behörden Anwendung. Da die Führungsperson ihre Befugnisse nur für einen begrenzten Zeitraum ausübt und zu jeder Zeit ausgetauscht werden kann, ist dieser Führungsstil personenunabhängig. Er verlangt trotzdem von derjenigen Person, die die aktuelle Führung übernimmt, eine große Portion Disziplin. Ihre Führungsposition behält sie für die Dauer ihrer Betriebszugehörigkeit.
In dieser Führungsart existiert ein System der immerwährenden Kontrolle und Gegenkontrolle. Das soll den Anspruch des Fachwissens sichern und Sicherheit vor Willkür bieten.
Damit dies richtig funktioniert, gibt es klare Dienstanweisungen, Vorschriften und Richtlinien, die schriftlich festgehalten sind und den täglichen Arbeitsablauf regeln. So kennt jeder Mitarbeiter sein Aufgabengebiet und muss die vorgegebenen Arbeitsgänge genau so abarbeiten wie sie schriftlich vorgegeben sind. Ausnahmeregelungen gibt es sehr selten bis gar nicht.
Der bürokratische Führungsstil gehört zu den tradierenden Führungsstilen nach Max Weber und wurde vor allem in der Vergangenheit angewendet. Zudem kommt die idealtypische Klassifizierung nicht in reiner Form vor. In der heutigen modernen Zeit hat die bürokratische Führung in vielen Bereichen eine negative Bedeutung erreicht.
Vor- und Nachteile der bürokratischen Führung
Vorteile:
- aufgrund klarer Anweisungen weiß jeder, was seine Aufgabe ist
- Macht wird nur durch Strukturen möglich
- kein Machtmissbrauch durch eine einzelne Person
- Mitarbeiter sind nicht von der Willkür einer Person abhängig
- weniger ungerechte Behandlung aufgrund von Antipathie oder Sympathie möglich
- geringe Anzahl von Fehlentscheidungen
- Planbarkeit und Zuverlässigkeit
- Objektivität und Stetigkeit
Nachteile:
- aufgrund starrer Vorschriften in Krisensituationen kein zeitnahes und flexibles Reagieren möglich
- Einschränkung der Selbstständigkeit und der Eigeninitiativen von Teams und Mitarbeitern
- häufig Motivationsverlust seitens der Mitarbeiter
- wenig Entscheidungsspielraum der Vorgesetzten
- keine Kreativität gefordert, da es klare Vorgaben gibt
- langwierige Anpassung an Veränderungen der Umwelt
Bürokratischer vs. kooperativer Führungsstil
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In kooperativ geführten Unternehmen informiert der Vorgesetzte seine Mitarbeiter über anstehende Entscheidungen. Dabei besteht die Möglichkeit für die Mitarbeiter, ihre Meinungen zu äußern. Das bedeutet, sie sind an den Entscheidungen im Unternehmen beteiligt und haben ein Mitbestimmungs- und Mitwirkungsrecht. Unter einer bürokratischen Führung ist das nicht möglich.
Da die kooperativ Führenden Diskussionen der Untergebenen zu Entscheidungen gestatten, steigt die Mitarbeitermotivation erheblich an und fördert die Kreativität und die Eigeninitiative der einzelnen Mitarbeiter. Auch bei eventuell auftretenden Fehlern erhalten Mitarbeiter Unterstützung statt Strafe. Das heißt, hier erhalten die Mitarbeiter einen Vertrauensvorschuss und fühlen sich damit vom Vorgesetzten wertgeschätzt. In einem bürokratischen, hierarchischen Verwaltungsapparat ist jeder Mitarbeiter nur ein Rädchen in einem Uhrwerk, das funktionieren muss. Kreativität und Eigeninitiative sind nicht gefordert und werden nicht gefördert.
Bürokratischer Führungsstil vs. Laissez-faire-Führungsstil
Beim Laissez-faire-Führungsstil können Mitarbeiter frei und selbstbestimmend arbeiten. Da sie dabei die Möglichkeit erhalten, ihre Stärken und Ideen einzubringen, wird ihre kreative Ader gefördert. Diese hohe Selbstbestimmung macht es den Mitarbeitern möglich, selbstständig effektive Lösungen zu finden. Das motiviert die Mitarbeiter. Zudem gibt es beim Laissez-faire-Führungsstil keine Hierarchien. Das wäre bei bürokratischer Führung undenkbar. Hier ist alles klar geregelt und mit Vorschriften und Anweisungen belegt.
Bürokratische Führungstheorie vs. partizipative Führungsmethode
Partizipativ führende Vorgesetzte lassen Ideen und Vorschläge von ihren Mitarbeitern selbst entwickeln. Die Führungsperson kann immer noch das Zünglein an der Waage sein, da ihre Meinung ein größeres Gewicht besitzt. Dennoch haben die Mitarbeiter bei ihrer Ideenfindung die Möglichkeit, ihre Interessen mit in den anstehenden Entscheidungsprozess einzubringen und Einfluss zu nehmen, ähnlich wie beim Laissez-faire-Führungsstil. Beim bürokratischen Führungsstil sind Lösungsvorschläge und Ideen von Mitarbeitern nicht gefragt. Die klaren Anweisungen lassen keine Abweichungen und Veränderungen zu.
Ähnlich wie beim kooperativen Führungsstil wird beim partizipativen Führungsstil der einzelne Mitarbeiter besser in das Unternehmen integriert. Es gibt nur eine flache Hierarchie, während bei bürokratischem Führungsverhalten eine starke Hierarchie auf allen Ebenen gegeben ist.
Bürokratische Führung vs. autoritäre Führung
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Autoritärere Führung und bürokratische Führung sind von einer starken Hierarchie geprägt. Jedoch ist die autoritäre Führung von der Führungsperson abhängig. Sie trifft die Entscheidungen, die zu Befehlen und klaren Anweisungen an die Untergebenen führen. Beim bürokratischen Führungsstil ist das nicht der Fall. Hier hat die Führungskraft keine Entscheidungsbefugnis. Alle Aufgaben sind in der Hierarchie von oben nach unten aufgeteilt und sind mit präzisen Beschreibungen der Verwaltungsabläufe belegt.
Eine Mitarbeiterbeteiligung an Entscheidungen und Ideen zur Lösungsfindung von Problemstellungen gibt es bei beiden Führungsarten nicht. Die Mitarbeiter unterliegen bei beiden Führungsmöglichkeiten einer strengen Kontrolle, wobei der bürokratische Führungsstil auch von Gegenkontrolle geprägt ist. Doch in beiden Fällen müssen die Untergebenen Gehorsam leisten, ohne dass sie Lösungen und Meinungen einfließen lassen können. Sie müssen sie kritiklos übernehmen.
Bürokratischer Führungsstil vs. patriarchalischer Führungsstil
Beide Führungsstile haben eine strenge Hierarchie, auch wenn beim patriarchalischen Führungsstil die Führungsperson seine Mitarbeiter als Schutzbedürftige ansieht. Der patriarchalische Führungsstil ist heute fast nur noch in Familienunternehmen zu finden und beruht auf der Autorität des Familienvaters, den alle einzelnen Familienmitglieder als Führungsperson anerkennen. Wie in einem bürokratischen Apparat gelten auch hier klar vorgeschriebene Regeln. Die Mitarbeiter müssen Gehorsam an den Tag legen. Nach Meinung des Patriarchen müssen sie zu stetiger Disziplin aufgefordert werden.
Starre Linie der bürokratischen Führung nichts für innovative Unternehmen
Der bürokratische Führungsstil findet in flexiblen Wirtschaftsunternehmen kaum Anwendung, da er zu starr und unflexibel ist. Auch wenn es vorteilhaft ist, dass jeder Mitarbeiter sein Aufgabengebiet genau kennt, fehlt jedoch die Kreativität und die Innovation bleibt auf der Strecke.
Hier gibt die Übersicht wichtiger Führungsstile mit Merkmalen und Unterschieden
Literaturquellen:
- Walter Simon: GABALS großer Methodenkoffer – Führung und Zusammenarbeit; GABAL Verlag; E-Book Erscheinungsjahr 2010
- https://bildungsbibel.de/fuehrungsstile-uebersicht-im-management-mit-vorteile-und-nachteile (Zugriff 08.02.2018)
- https://karrierebibel.de/fuehrungsstile/ (Zugriff 08.02.2018)
- https://www.onpulson.de/3375/fuehrungsstil-wie-sie-ihre-mitarbeiter-fuehren-koennen/(Zugriff 08.02.2018)