Management

Neurodiverse Menschen als Mitarbeiter

M. Rosenhein Von M. Rosenhein
Überprüft durch Joel Burghardt
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Menschen mit Legasthenie (Störung des Schriftspracherwerbs), Dyspraxie (lebenslange Koordinationsstörung) oder autistischen Störungen besitzen unglaubliche Fähigkeiten im Bereich der Mathematik, Informatik, Gedächtnisleistung und Mustererkennung, um nur einige Beispiele zu nennen. Dennoch ist es selten, dass neurodiverse Menschen von Unternehmen eingestellt werden. Warum ist das so?

Verhaltensweisen vieler neurodiverser Menschen widersprechen den üblichen Vorstellungen

neurodiverse Menschen
Quelle: pathdoc/Shutterstock.com

Den üblichen Vorstellungen von einem guten Mitarbeiter, wie beispielsweise Sprachgewandtheit, emotionale Intelligenz, Verkaufsmentalität, stabile Kommunikationsfähigkeit oder die Aufgeschlossenheit gegenüber Social-Media-Netzwerken können autistische Menschen oder Menschen mit Dyspraxien nicht gerecht werden. Außerdem stehen ihnen skalierbare HR-Prozesse gegenüber, in dessen Schemata sie nicht passen. Mit den herkömmlichen Verfahren wie Vorstellungsgespräche sowie diverse Einstellungs- und Aufnahmeverfahren fallen sie durch das Raster und passen damit nicht in das Profil potenzieller Auftraggeber.

Nur in einem bestimmten Umfeld sind sie arbeitsfähig

Wenn sie arbeitsfähig sein wollen und ihre Talente optimal nutzen möchten, benötigen neurodiverse Menschen ein spezielles Umfeld. Zum Beispiel tragen manche von ihnen Kopfhörer, um sich vor akustischer Reizüberflutung zu schützen. Manche haben ein merkwürdiges Verhalten oder gewisse Spleens, die sie nicht so einfach ablegen können. Aber je nach Unternehmensart sind diese Besonderheiten gut zu handhaben. Allerdings benötigen Unternehmen dafür eine breitere Ausrichtung ihrer Auswahlverfahren.

Neurodiversitätsprogramme namhafter Unternehmen

Neurodiversity auf Arbeit - Gehirn aus verschiedenen Puzzleteilen
Quelle: Lightspring/ Shutterstock.com

Einige bekannte Unternehmen erleichtern seit geraumer Zeit testweise neurodiversen Menschen den Zugang in ihr Unternehmen, zum Beispiel HPE, SAP, Microsoft, IBM, Dell Technologies sowie Ford und Ernst & Young. Das älteste Neurodiversitätsprogramm läuft bei SAP seit vier Jahren. Laut der Führungskräfte von SAP zahlen sich die Talente aus. Neben dem Imagegewinn konnten sie einen großen Zuwachs von Innovationen, Engagement der Mitarbeiter sowie Qualitäts- und Produktionssteigerungen verzeichnen. Dabei begannen die Manager damit, über die Nutzbarmachung der Talente aller Mitarbeiter nachzudenken und auf ihre individuellen Bedürfnisse einzugehen. Damit werden sie gewissermaßen gezwungen, sich mehr mit den einzelnen Mitarbeitern zu beschäftigen und sie näher kennenzulernen. Denn nur so können sie ihre Stärken gezielt einsetzen.

Anpassung der Arbeitsumgebung kostet meist nicht viel

Auch wenn neurodiverse Menschen eine gewisse Freiheit benötigen, um von etablierten Pfaden abweichen zu dürfen, so sind Anpassungen des Arbeitsumfeldes und seine individuelle Gestaltung gar nicht so teuer oder aufwendig. Oft reichen auch schon Noise-Cancelling-Kopfhörer und ein anderes Licht aus. Sie verlangen allerdings von Führungskräften und Mitarbeitern eine höhere Toleranz.

Wie sehen Sie das Thema? Haben Sie schon neurodiverse Menschen eingestellt? Wie sind Ihre Erfahrungen mit ihnen als Mitarbeiter im Team?

Quellen

HBM 10/2017, S. 50 ff

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M. Rosenhein
Marie Rosenhein ist eine erfahrene Management-Expertin mit einer breiten Erfahrung in verschiedenen Branchen. Sie hat einen Hintergrund in Wirtschaftswissenschaften und hat sich auf die Bereiche Strategieentwicklung, Prozessoptimierung und Change Management spezialisiert. Sie hat mehrere Jahre in leitenden Positionen in großen Unternehmen verbracht und hat umfangreiche Erfahrungen in der Umsetzung von erfolgreichen Managementprojekten gesammelt. Marie ist eine gefragte Rednerin auf Konferenzen und Veranstaltungen und teilt gerne ihr Wissen und ihre Erfahrungen mit anderen. Sie schreibt regelmäßig Beiträge für Fachzeitschriften und Online-Publikationen und ist auch aktiv in sozialen Medien, wo sie ihre Gedanken und Erfahrungen zu aktuellen Managementthemen teilt. In ihrer Freizeit hat Marie eine Leidenschaft für Reisen und Kultur. Sie genießt es, neue Orte und Kulturen zu entdecken und sammelt gerne Erinnerungen und Eindrücke von ihren Reisen. Sie ist auch eine begeisterte Leserin und verbringt gerne Zeit damit, sich in Büchern zu verlieren.

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